Das Varnenum - Ein gallo-römischer Tempelbezirk bei Aachen


Der Tempelbezirk „Varnenum“ bei Kornelimünster/Aachen liegt etwa 300m östlich der Stephanskirche auf einer Hochfläche, welche „Schildchen“ genannt wird. Auf dem Gelände wurden in den Jahren 1907, 1911, 1923 und 1924 die ersten dokumentierten Grabungen von Schmid-Burgk durchgeführt. Diese Grabungen wurden jedoch nicht zu Ende geführt.


Schmid-Burgk erwähnt in seinen Aufzeichnungen drei Umgangstempel (F1, F2 und G) wobei einer dieser Tempel (F2) auf den Fundamenten eines älteren (F1) erichtet war. Weiterhin berichtet er von typischen Funden wie Fibeln, Nadeln, Nägel, Münzen und Keramik, die jedoch im 2. Weltkrieg, so hat es den Anschein, verloren gegangen sind. Weiterhin wird von einem Kapitel berichtet, welches mittlerweile leider verschwunden ist. Es ist aber in einer Schrift von Erich Gose aus dem Jahr 1955/56 noch beschrieben.
Auskunft über die verehrten Götter gaben drei gefunden Bonzetäfelchen, die als Votivgaben zu betrachten sind. Auf ihnen werden der Gott Varneno und die Göttin Sunuxsal genannt. Dabei scheint Varneno eine lokale (Quell-)Gottheit zu sein, zu bedenken ist jedoch, dass Quellgottheiten meist weiblich waren. Die Göttin Sunuxsal konnte hingegen recht eindeutig einer Stammesgöttin der Sunucer, einer Volksstamm der zwischen Aachen und Zülpich siedelte, zugeordnet werden (F. Drexel). Über den Kult beider Gottheiten ist leider nichts bekannt.
Weiterhin wurden verschiedene Nebengebäude gefunden, welche sich, so Schmid-Burgk in mindestens zwei Perioden einteilen lassen.

Eine weitere (Nach-)Grabung 1987/88 (?) von W. M. Koch brachte neue und detaillierte Erkenntnisse über die Anlage. Es wurden von dem Grabungsteam insgesamt 72 Mauerzüge freigelegt, wobei das Team von Anwohnern erfuhr, dass selbst in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg noch Steine von der Fundstätte abtransportiert worden sind. So soll z.B. die nahe Stephanskirche aus Steinen der Fundstätte (mit-)errichtet worden sein. Koch teilt die Bodenfunde in insgesamt vier Perioden ein. Der ersten Periode ordnet er die Fundamente des Hauses H zu, die sich mit den Fundamenten des Tempels G schneiden, und das aus diesem Grund erst der Periode II zugeordnet wird. Durch gefundene Laténe-C- Keramikscherben wird die Periode I mit dieser Zeit in Verbindung gebracht, wobei zu bedenken gilt, dass diese Art von Keramik recht lange verwendet wurde. Der Periode II werden der schon erwähnte Tempel G und (wahrscheinlich) der Tempel F1, sowie die Gebäude B1, C1, D1 und E zugeordnet. Auffallend ist dabei, dass die beiden Tempel nicht, entgegen der Aufzeichnungen von Schmid-Burgk, parallel sonder um 2 Grad gedreht zueinander stehen. Der Tempel F1 viel einem Brand zum Opfer, wie Brandspuren unter den Fundamenten des Tempel F2 zeigen. Auch wurden zwei eingefasste Feuerstellen in diese Periode datiert. Weitere nicht ergrabene Gebäude (R1, R2) werden ebenfalls in diese Zeit datiert.
Periode III beginnt 70 n. Chr., wie gefundene Münzen belegen. Zu dieser Periode werden der Tempel F2 und die Häuser B2, C2, D2 und L gezählt. Weiterhin geht man davon aus, dass auch Tempel G zu dieser Zeit noch existierte. Insgesamt zeigen die Bauwerke aus dieser Periode eine bessere Verarbeitung.
In der letzen Phase, Periode IV, wurden noch Mauer und Toranlage im Süden zu dem Bezirk hinzugefügt.
Weitere Gebäude schliessen sich im Norden der Anlage an, wurden aber nicht mehr ergraben.

Abschliessend ist zu bemerken, dass die erhaltenen Fundamente aus den Perioden III und IV der Tempel und einiger Nebengebäude 1989 restauriert und bis zu einer Höhe von ca. 1 Meter wieder aufgemauert wurden. Die Anlage ist nun im Besitz der Stadt Aachen und wird betreut vom Eifelverein Kornelimünster.

Zusammenstellung: O. Osterbrink